Das Wort Binoculers ist eine Neuschöpfung. Es bezeichnet keinen Gegenstand, sondern Menschen, die nicht nur die Welt wie durch Ferngläser (engl. „binoculars“) betrachten, sondern deren Innenleben ebenso betrachtet werden kann. Als Linsen dienen Worte und Musik. Eindrücke werden durch sie vergrößert, entrückt, gebrochen und gestreut, je nachdem, wie nah oder fern man ihnen ist und von welcher Seite man sich nähert.
Wenn Nadja Rüdebusch unter dem Namen Binoculers eines ihrer zahlreichen Konzerte spielt, werden manche von der Leichtigkeit beeindruckt sein, mit der sich Töne und perkussive Sounds als live erstellte Loops zu Songs verdichten. Mithilfe von unter anderem Gitarre, Gesang, Keyboards und Glockenspiel entstehen so Lieder, die andere aufgrund ihrer Klangfarben schätzen. Wie bei der Betrachtung eines Sommerhimmels durch die schwankende Krone eines Baumes wechseln hier lichte und schattige Momente ab, während sich die Melodien gleich dem Glitzern auf der Oberfläche eines Flusses bewegen.
Nicolai Schorr spielt Songs. Der tragende Rhythmus der Gitarre, klare und warme Melodien und eine prosaische Sprache setzen sich zu ambivalenten musikalischen Beobachtungen zusammen. Die Songs berufen sich stark auf die Tradition und behaupten doch in jedem Moment ihre Eigenheit. Seine englischsprachigen Texte entstehen aus Bruchstücken des Alltäglichen. Handlungen und Zustände verdichten sich zu klaren Bildern, deren Resonanz spürbar ist. In der zunächst nüchtern wirkenden Musik klingt eine poetische Präzision, die die Gegenwart erfasst und von der Zukunft träumt.